Demenzforschung: Neue Erkenntnisse bei Morbus Pick – FTD
Mitte Juni 2012 gab Prof. Dr. Dieter Erdbauer, Leiter des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE, neueste Forschungsergebnisse aus der Demenzforschung bekannt. Es konnten neue Erkenntnisse über die sogenannten Eiweißplaques gewonnen werden. Diese lagern sich bei FTD-Erkrankten im Gehirn ab und führen zu Funktionsstörungen.
Krankhafte Einweißablagerungen in den Gehirnen Erkrankter
Es ist Prof. Dr. Erdbauer und seinem Team gelungen, Verbindungen zwischen Eiweißstrukturen (Proteinen) zu erkennen, die Schäden im Gehirn verursachen. In den Gehirnen von Menschen mit Alzheimer, Morbus Pick und Amyotropher Lateralsklerose (ALS) bilden sich krankhafte Ablagerungen von Proteinen außerhalb der Zellkerne und richten Schäden in der Hirnstruktur an.
ALS ist eine Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn degenerieren, die für Muskelbewegungen zuständig sind. Es kommt zu zunehmender Muskelschwäche bis hin zu Lähmung, Muskelschwund und Spastiken. Wie die Demenzerkrankungen ist auch ALS nicht heilbar. Der Therapieschwerpunkt liegt auf Symptomlinderung und der psychologischen Betreuung. Die Krankheit schreitet schnell voran und führt innerhalb von drei bis fünf Jahren zum Tod.
FUS, TAU und Abeta-Proteine
Das Protein FUS befindet sich beim gesunden Menschen in den Kernen der Neuronen (Nervenzellen) und ist dort an der Verarbeitung genetischer Informationen (Erbinformationen) beteiligt. Bei Erkrankten lagern sich die Proteine außerhalb der Zellkerne ab. Bei Menschen mit Alzheimer wurden Ablagerungen von TAU- und Abeta-Eiweißen gefunden.
Ist zu wenig FUS-Protein in den Zellkernen vorhanden, entstehen vermehrt größere Varianten des TAU-Proteins. Ein Missverhältnis zwischen großen und kleinen TAU-Proteinen soll die Funktion der Nervenzellen bis hin zum Absterben negativ beeinflussen. Auch das Wachstum der Nervenzellen wird gestört.
Laut Prof. Dr. Erdbauer wird derzeit angenommen, dass die Störung der normalen Funktion des TAU-Eiweißes verantwortlich für neurologische Erkrankungen wie Morbus Pick und ALS ist.
Ähnliche Erkenntnisse in der Schweiz
Bereits im November 2011 erhielt Prof. Manuela Neumann von der Universität Zürich den mit 100.000 € dotierten Forschungspreis der Frankfurter Hans und Ilse Breuer Stiftung. Die Stiftung hat das Ziel, die Demenz-Forschung zu fördern und Betroffenen und ihren Angehörigen das Leben mit Demenz zu erleichtern. Die Wissenschaftlerin konnte Eiweißablagerungen (ein Protein namens TDP-43) im Gehirn von Morbus Pick-Betroffenen nachweisen. Gleichzeitig zeigte sie, dass sich dasselbe Eiweiß im Rückenmark von Menschen mit ALS ablagert.
Hoffnung auf Therapiemöglichkeiten?
Die Erkenntnisse lassen auf Therapie- und Prophylaxemöglichkeiten unheilbarer neurologischer Erkrankungen hoffen. Ist erst einmal verstanden, wie eine Krankheit "funktioniert", können Möglichkeiten zur Heilung gefunden werden.
Verfasst von: Curendo-Redaktion. Auch wenn wir uns bemühen, dass der Inhalt dieses Blogs immer auf dem neuesten Stand ist, spiegeln die Artikel immer den Stand zum Datum der Aktualisierung wieder. Dieser Artikel wurde zuletzt am 09.03.2014 aktualisiert.