Plötzlich pflegender Angehöriger – was tun?
Nach einem langen Leben in Unabhängigkeit und Selbstständigkeit benötigen ältere Familienangehörige plötzlich Unterstützung, Begleitung oder auch Pflege. Lebenskonzepte und gewohnte Rollen verändern sich gewaltig. Der Unterstützungsbedürftige ist mit eigenen Defiziten oder Handicaps konfrontiert und die Unterstützenden mit der Aufgabe Verantwortung zu übernehmen.
Das rechte Maß finden
Es geht darum, das rechte Maß zu finden, um nicht zu viel und doch ausreichend zu handeln. Der Anspruch "alles richtig machen zu wollen" setzt enorm unter Druck. Er verunsichert zu einem Zeitpunkt, wo es hilfreich wäre, sicher zu sein.
Sprechen Sie früh über Ihre Wünsche bei einem möglichen Unterstützungsbedarf. Hier kann bereits ohne direkte Betroffenheit in Alternativen gedacht und die Vorlieben geklärt werden. Es entlastet. Die Unterstützenden können sehr viel sicherer in Ihrem Sinne die notwendigen Entscheidungen treffen. Sie erhalten Orientierung. Denn es ist sehr anspruchsvoll für andere Menschen zu entscheiden, für notwendige Sicherheit zu sorgen, ohne die ganze Freiheit zu nehmen.
Spannungsfeld Sicherheit und Freiheit
Sicherheit und Freiheit sind gegensätzliche Pole. Je mehr Sicherheit ein Mensch anstrebt, desto mehr Freiheit gibt er preis. Hier lohnt es die Biografie einzubeziehen und zu schauen, wie die Person sonst in ihrem Leben mit ihrem Lebensrisiko umgegangen ist. Wie wichtig ist ihr Sicherheit und Freiheit.
Menschen, die ihr ganzes Leben lang nach Freiheit gestrebt haben, sind weniger sicherheitsbedürftig. Hier gilt es alles für die Autonomieerhaltung zu tun. Dies ist eine besondere Herausforderung, wenn der Fürsorgende selbst ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis hat und der zu Unterstützende ein ausgeprägtes Autonomiebedürfnis. Hier sind Konflikte vorprogrammiert. Denn der Sicherheitsbedürftige handelt aus besten Wissen und Gewissen, leider aber nicht im Sinne des nach Autonomie strebenden Menschen.
Konfliktklärung in Pflegesituationen
Viele Konflikte in familiären Unterstützungs- oder auch Pflegesituationen resultieren aus den unterschiedlichen Bedürfnissen und fehlendem Austausch darüber, was man selbst und der andere eigentlich wünscht.
Zur Klärung der hieraus entstehenden Konflikte, die den Alltag extrem belasten können, lohnt es ein moderiertes Gespräch mit allen Beteiligten zu führen. In dem Gespräch gilt es gemeinsam die Bedürfnisse und Wünsche von allen Seiten zu benennen und dann mit Hilfe mediativer Methoden einen Konsens zu finden. Je zeitiger es gelingt, die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten zu klären und eine gemeinsame Lösung zu finden, desto mehr Entlastung gibt es für den Alltag.
Verfasst von: Curendo-Redaktion. Auch wenn wir uns bemühen, dass der Inhalt dieses Blogs immer auf dem neuesten Stand ist, spiegeln die Artikel immer den Stand zum Datum der Aktualisierung wieder. Dieser Artikel wurde zuletzt am 23.03.2014 aktualisiert.