Schwierige Diagnose: Frontotemporale Demenz oder Schizophrenie?
Eine Frontotemporale Demenz (FTD) tritt deutlich früher auf als andere Demenz-Erkrankungen und kann durch verwirrende Symptome zunächst zu einer anderen Diagnose führen. Auch bei Thomas Neumann* zeigten sich die ersten Veränderungen in der Persönlichkeit und im Verhalten bereits mit Anfang 50.
Sozialer Rückzug und Konzentrationsstörungen
Thomas Neumann litt zuvor an einem Burnout-Syndrom, daher brachte seine Familie die ersten Anzeichen der Demenzform zunächst damit in Verbindung. Seine Gedanken drehten sich schließlich nur noch um sich selbst. Wenige andere Themen fanden sein Interesse, selbst seine Hobbys nicht.
Er gab seinem über 40 Jahre lang toten Vater die Schuld für seine psychischen Probleme und beschwerte sich, nie zu Wort zu kommen, obwohl er regelmäßig die Gespräche an sich zog. Bei Fernsehsendungen konnte er sich nicht mehr konzentrieren und fing an, zu zappen.
Antriebslosigkeit, Muskelzucken und Bewegungsdrang
Etwa drei Jahre später bekam Neumann Muskelzuckungen im linken Oberarm und fiel durch seine Antriebslosigkeit sowie mangelndes Durchhaltevermögen auf. Obwohl er früher immer gern handwerklich aktiv war, zeigte er nun kein Interesse mehr dafür und sortierte höchstens seine alten Elektronikbauteile auf sinnlose Weise.
Ein Jahr später wurde Thomas Neumann zur Untersuchung und Beobachtung in eine psychosomatische Klinik eingewiesen. Dort hielt man seine Probleme für eine Depression und gab ihm Antidepressiva, die ihm nicht halfen. Auffällig war jedoch sein deutlicher Bewegungsdrang, der ihn zu langen Spaziergängen zwang.
Erste Lähmungserscheinungen in den Armen
Kaum ein Jahr danach hatten sich die Muskelzuckungen im Arm zu Lähmungen in beiden Armen ausgeweitet, die seine Kraft in den Händen reduzierte. Feinmotorische Aktivitäten wie eine Jacke zuknöpfen oder Schnürsenkel binden, brachte er nicht mehr fertig, daher lief er irgendwann halb angezogen durch den Wald nahe der Klinik. Danach wurde er ständig beobachtet, damit er nicht mehr allein aus dem Haus verschwinden konnte.
Zu spät für eine andere Diagnose?
Nach einer genaueren Untersuchung stellte die Ärztin eine Erkrankung der zweiten Motoneuronen und eine Schizophrenie fest. Die Familie hatte jedoch einen ganz anderen Verdacht: Sie hatte ausführlich recherchiert und war sich sicher, dass Neumann an einer FTD litt.
Die Ärztin wollte sich aber nicht auf eine andere Diagnose einlassen, weil es angeblich zu spät dafür war. Da am Anfang der Erkrankung Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens im Vordergrund stehen, wird nicht selten angenommen, dass es sich zum Beispiel um eine Schizophrenie handeln könnte.
*Der Name wurde von der Redaktion geändert.
Verfasst von: Curendo-Redaktion. Auch wenn wir uns bemühen, dass der Inhalt dieses Blogs immer auf dem neuesten Stand ist, spiegeln die Artikel immer den Stand zum Datum der Aktualisierung wieder. Dieser Artikel wurde zuletzt am 06.01.2015 aktualisiert.