Suchterkrankungen bei pflegenden Angehörigen
Wer in einer Pflegesituation steckt, kennt den Stress, den diese mit sich bringen kann. Nicht immer läuft alles nach Plan und so kommt es immer wieder einmal zu hektischen Momenten oder anstrengenden Tagen. Um sich leichter und schneller zu entspannen, greifen nicht wenige Pflegende zu Zigaretten, Alkohol oder Medikamenten. Doch diese können schnell zu einer Abhängigkeit führen.
Schnelle Entspannung durch Tabak, Alkohol und Medikamente
Pflege ist anstrengend, vor allem, wenn man keine Unterstützung hat. Viele pflegende Angehörige lassen sich oft erst helfen, wenn sie bereits unter den ersten Anzeichen eines Burnouts leiden. Zudem kommt manchmal der Druck der Pflegebedürftigen dazu, die nicht von fremden Personen versorgt, geschweige denn gewaschen werden wollen. Der Stress steigert sich immer weiter, bis man nicht mehr abschalten kann. Da bleibt oft nur der Griff zu einem Hilfsmittel, das vermeintliche Erleichterung verschafft. Studien belegen, dass die meisten es mit Tabak, Alkohol und/oder Medikamenten versuchen, da diese leicht erhältlich sind. Dass diese Entspannungshelfer dem Körper auf die Dauer nur schaden, wird trotz besseren Wissens ignoriert. Zudem führen Tabak & Co meist in eine Abhängigkeit, aus der man sich nur schwer wieder lösen kann.
Trugschluss: Raucher können mehr Pausen machen
Die Anzahl der Raucher beim Pflegepersonal ist deutlich höher als die der Allgemeinheit. Wie viele pflegende Angehörige rauchen, ist nicht bekannt, aber vermutlich halten sich ähnlich viele am Glimmstängel fest wie professionelle Pfleger. Rauchern wird es eher „gestattet“, öfter eine kleine Pause einzulegen, weil sie „eine rauchen müssen“. Das ist zwar nicht logisch, wird aber dennoch stillschweigend akzeptiert. Selbstverständlich kann und soll man als nichtrauchende Pflegeperson auch Pausen machen. Sie werden jedoch seltsamerweise eher als „Trödelei“ betrachtet.
Überdenken Sie diese Einstellung und überlegen Sie, ob Sie ihre Auszeiten nicht sinnvoller verbringen können. Auch wenn das Nikotin innerhalb weniger Sekunden eine entspannende oder anregende Wirkung zeigt, ist diese vermeintliche Anti-Stress-Methode nicht gesund und belastet Sie letztendlich noch mehr. Auch für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen ist es unangenehm, wenn Sie nach Rauch riechen. Um vom Tabakkonsum loszukommen, halten viele Krankenkassen Programme bereit, mit deren Hilfe Sie sich ohne belastende Entzugserscheinungen und negative Folgen wie eine Gewichtszunahme entwöhnen können.
Keine gute Wahl: Alkohol als Seelentröster
Ein Glas Bier am Wochenende, Wein zum Essen – gelegentlicher Alkoholgenuss kann in kleinen Mengen der Gesundheit sogar förderlich sein. Wer regelmäßig zur Flasche greift, um sich entspannen zu können, läuft Gefahr, süchtig zu werden. Ähnlich wie Nikotin beruhigt Alkohol schnell die Nerven, macht aber auf die Dauer krank und ist ein schlechter Tröster. Wer betrunken ist, macht mehr Fehler und ist weniger leistungsfähig. Das bedeutet, dass Ihnen die ohnehin anstrengende Arbeit noch schwerer fällt. Sie können nicht mehr so schnell reagieren und sind weniger geschickt, was zu fatalen Fehlern bei der Pflege führen kann.
Da man sich alkoholisiert leicht selbst überschätzt, kann es leicht zu einem Unfall kommen, bei dem Ihnen der Pflegebedürftige „aus der Hand rutscht“ oder möglicherweise aus dem Bett fällt, bevor Sie reagieren können. Wenn alkoholische Getränke zu Ihrer persönlichen „Pflegehilfe“ werden, suchen Sie umgehend einen Arzt auf oder sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse. Nehmen Sie Hinweise von anderen ernst, die Sie auf Ihren Alkoholkonsum ansprechen!
Medikamente sind keine Stresskiller
Stress in der Pflege verursacht bei so manchem pflegenden Angehörigen Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Unruhe und Schlafstörungen. Auch Rückenschmerzen sind keine Seltenheit, wenn Sie regelmäßig schwer heben müssen, zum Beispiel beim Umbetten des Pflegebedürftigen. Oft bleibt keine Zeit, sich eine Weile auszuruhen, daher hilft eine Schmerztablette schnell und zuverlässig. Treten Ihre Beschwerden häufig oder sogar täglich auf, wird auch die Einnahme der schmerzstillenden oder beruhigenden Medikamente gesteigert, bis die Dosis ein vernünftiges Maß überschreitet.
Um fit zu bleiben, nehmen etliche Stressgeplagte sogar vorbeugend Schmerztabletten, damit erst gar keine Beschwerden mehr auftreten. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Tabletten und die Wirkung lässt nach. Die Folge: Die Dosis wird erhöht, damit wieder ein befreiendes Ergebnis erzielt wird.
Besser rechtzeitig für Unterstützung sorgen
Um Ihre Beschwerden loszuwerden, brauchen Sie nicht immer Medikamente. Oft reicht es, wenn Sie genügend Pausen einlegen, die Ihnen durch mehr Unterstützung, zum Beispiel durch einen ambulanten Pflegedienst, ermöglicht werden. Dieser kann Ihnen auch zeigen, wie Sie Ihren Angehörigen rückenschonend umbetten können. Sobald Sie bemerken, dass Sie vermehrt zu Medikamenten greifen, überlegen Sie, vielleicht gemeinsam mit Ihrer Familie oder Pflegeberatern, wie Sie sich ausreichend entlasten können. Nur ein gesunder Mensch kann gute Pflege leisten!
Verfasst von: Curendo-Redaktion. Auch wenn wir uns bemühen, dass der Inhalt dieses Blogs immer auf dem neuesten Stand ist, spiegeln die Artikel immer den Stand zum Datum der Aktualisierung wieder. Dieser Artikel wurde zuletzt am 16.07.2014 aktualisiert.