Was müssen Sie bei der Hautpflege nach einer Beinamputation beachten?
Ob Kriegsverletzung, Folge einer Gefäßerkrankung oder eines Unfalls: Eine Beinamputation ist ein traumatisierender Einschnitt im Leben mit immensen körperlichen und seelischen Folgen. Trost und Zuwendung sind von grundlegender Bedeutung. Auch gilt es, die Mobilität des Betroffenen schnellstmöglich wiederherzustellen. Lesen Sie hier, worauf Sie bei der Hautpflege des Stumpfes achten sollten.
Die Amputation eines ganzen oder eines Teils eines Beines stellt einen gravierenden Eingriff dar. Nicht nur der Körper muss lernen, sich darauf einzustellen, dass das Gleichgewicht und die komplette Statik eine andere ist. Die Seele eines Menschen muss diesen Verlust ebenfalls verkraften. Dies sind beides enorme Leistungen. Auch noch nach Jahrzehnten können Betroffene unter den psychischen Folgen leiden. Dies muss beachtet und ernstgenommen werden.
Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapieform liegt einzig beim Betroffenen. Die Versorgung mit einem Rollstuhl sollte nur dann in Betracht kommen, wenn alle Maßnahmen zur Mobilisierung und Wiedergewinnung der Gehfähigkeit gescheitert sind.
Jeder Mensch hat das Recht auf eine optimale Schmerzmittelversorgung und eine angemessene Versorgung mit Hilfsmitteln. Dazu gehören auch Prothesen. Bereits in der Klinik bzw. anschließender Rehabilitation muss eine entsprechende Beratung durch Ärzte und Physiotherapeuten stattfinden. Auch der Kontakt zu Selbsthilfegruppen ist hilfreich.
Die Haut des Betroffenen soll das Gewicht des Betroffenen aushalten können. Dafür muss sie widerstandsfähig und fest sein. Bei einem Neugeborenen ist die Haut an den Füßen zart, weich und verletzlich. Beginnen Kinder zu laufen, wird die Haut fester und widerstandsfähiger. Erste Hornhaut bildet sich aus. Einen ähnlichen Effekt gilt es, an der Haut des Stumpfes zu erreichen.
Um die Haut eines abgeheilten Stumpfes optimal auf die Anpassung einer Prothese vorzubereiten, gilt es, einige grundlegende Dinge zu beachten.
Worauf sollten Sie bei der Hautpflege des Stumpfes achten?
- Benutzen Sie zum Waschen des Stumpfes raue Waschlappen. Frottieren Sie die Haut kräftig, trocknen Sie sie gut ab.
- Massieren Sie die Haut des Stumpfes nach dem Waschen mit einer weichen Bürste oder einem Sisalhandschuh.
- Führen Sie kaltwarme Wechselbäder durch. Beginnen Sie mit leichten Temperaturunterschieden, steigern Sie diese langsam.
- Setzen Sie den Stumpf Luft und Licht aus. Dies bedeutet nach einer Amputation häufig zunächst enorme Überwindung. Betroffene und auch Angehörige würden oft am liebsten den Rest des Beines verstecken und müssen sich an den fehlenden Anblick meist erst gewöhnen.
- Bewegen Sie den Stumpf in Kisten mit geeigneten Materialien wie etwa Sand, spezielle Knetmasse, kleine abgerundete Steine oder Erbsen. Dies fördert die Durchblutung und regt die Nervenenden an. Therapeuten in Reha-Kliniken halten solche Materialien bereit. Führen Sie diese Behandlung auch zu Hause fort.
- Cremen Sie die Haut so wenig wie möglich ein. Nur wenn die Haut sehr trocken ist, sollte abends eine leichte Creme verwendet werden, die über Nacht einziehen kann. Verwenden Sie kein Puder. Dies verklumpt und verstopft die Poren.
- Kontrollieren Sie die Haut des Stumpfes täglich auf Verletzungen, Schwellungen oder Rötungen. Eine kleiner Hautdefekt kann sich unter Belastung zu einem Geschwür entwickeln, das das tragen der Prothese verzögert. Am besten üben Betroffene dies selbst mit einem Spiegel zu tun.
- Duschen ist dem Baden vorzuziehen. Bei einem Vollbad quillt die Haut auf und wird empfindlicher.
Je unempfindlicher und robuster die Haut eines Stumpfes ist, desto besser kann die Beinprothese angepasst werden. Es ist sowieso schwierig, das Laufen mit Prothese zu lernen. Durch die veränderten Gewichtsverhältnisse erfordert dies viel Konzentration und Übung. Wunde Stellen am Stumpf sind schmerzhaft und müssen zunächst abheilen, bevor eine Prothese wieder getragen werden kann. Es entstehen Verzögerungen, die den Rehabilitationsprozess zusätzlich erheblich verlängern.
Der Bundesverband für Menschen mit Arm- und Beinamputationen e.V. bietet unter dem Motto "Bewegen statt behindern" Unterstützung und Beratung zu Themen und Fragen, die im Zusammenhang mit der Amputation einer Gliedmaße aufkommen. Es empfiehlt sich, den Kontakt so früh wie möglich zu suchen. Muss eine Amputation als geplante Operation durchgeführt werden, kann eine Beratung bereits vor dem Eingriff wahrgenommen werden. Auf der Homepage finden Sie ständig hilfreiche aktuelle Informationen sowie Hinweise zu Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.
Verfasst von: Curendo-Redaktion. Auch wenn wir uns bemühen, dass der Inhalt dieses Blogs immer auf dem neuesten Stand ist, spiegeln die Artikel immer den Stand zum Datum der Aktualisierung wieder. Dieser Artikel wurde zuletzt am 13.04.2015 aktualisiert.